Sonntag, 5. April 2009

Theokratra - Phlegmatra - Problematra



Da es, ausser dem Ortswechsel ins 100 Kilometer noerdliche Bukkitingi, dem abhaengen an fremden Hotelpools und dem besichtigen eines aeusserst depremierenden Zoos (mit voellig verwahrlosten und phlegmatischen Vierbeinern) nichts wirklich spektakulaeres zu berichten gibt, hier mal ein paar allgemeine Gedanken zur Lage der indonesischen Nation.

Es sind gerade Wahlen in dieser Freiluft-Irrenanstalt mit 260 Millionen Insassen und wir werden hier staendig von Schuelern angehalten endlose Frageboegen auszufuellen, in denen man allen Ernsten unsere Meinung zu diesem Vielvoelkerkonglomerat wissen moechte. Was gut und was schlecht ist und wie man ausserdem sein eigenes Herkunftsland bewertet. Da kommt Vaddern natuerlich in Fahrt und kann sich vor lauter Zeigefingern kaum bremsen.

Als einigermassen aufgeraeumter Mitteleuropaeer fragt man sich ja sowieso alles Nase lang, wann dieses ethnische Pulverfass hier hochgeht. Java und Sumatra sind in erster Linie dermassen ueberbevoelkert, dass einem das chinesische Vorbild der 1-Kind-Familie als einziger Ausweg aus einer Vielzahl der ueberbordenden Probleme scheint. Ist natuerlich extrem schwierig fuer Angehoerige der unteren Kasten dies als funktionierende Option zu sehen, da die Chance, dass eines der zehn Blagen es zu etwas bringt, einfach der letzte Ausweg aus der Misere scheint. Aber so wie hier die Kinner in die Welt gevoegelt werden, kanns auch nicht weiter gehen... echt nicht! Da bin selbst ich, als eingefleischter Anarcho, dann doch eher fuer die staatliche Geburtenkontrolle.

Und obwohl Indonesien einige Jahrhunderte unter hollaendischer Schirmherrschaft stand, hat der Bevoelkerung hier noch niemand vermittelt, dass nicht Jede/r ein Mofa oder Auto fahren MUSS! Fuer kurze Strecken durch die Innenstadt kann man auch ganz bequem, oekologisch und kostenguenstig ein Fahrrad benutzen. Hab hier bisher nur ein paar wenige Kinder an diesem wundersamen Geraet reindemmeln sehen. Was fuer ein Wahnsinn sich auf Sumatras Strassen abspielt laesst sich kaum beschreiben, obwohl wir erstaunlicherweise erst ein blutendes Verkehrsopfer im Strassengraben haben liegen sehen.

Als weiteres ernsthaftes Problem sehe ich, auch wieder in meiner Eigenschaft als alter Agnostiker, die dominante Rolle des Islam, welcher sich wie ein bleiernes Tuch ueber den groessten Teil des Inselreiches gelegt hat. Obwohl merkwuerdigerweise die meissten Menschen denen ich bisher begegnen durfte, eher eine laxe Haltung zum Koran und dessen Auslegung offenbarten, haben Mohammeds Visionen das Land seit mehreren Jahrhunderten im festen Griff. Irgendwie wuerde ein weltoffener Buddhismus oder wenigstens der chaotische (wenn auch kindlich, bescheuerte) Hinduismus viel besser zu den Leuten hier passen. Doch so wie die Situation ist, werden viele Frauen bei einer Affenhitze genoetigt Kopftuch zu tragen, alte Knauselbaerte koennen ganz legitim ihre Allmachtsphantasien ausleben und die uebrige Familie terrorisieren und geltungsuechtige Immame machen Sonntagsfrueh um 5 Uhr die komplette Stadt mit ihrem "Allah hat den Groessten"-Geseier voll... Da ist das roemisch-katholische Glockengebimmel echt noch eine Wohltat gegen. Trotzallem sind die meissten Leute hier ausgesprochen offen, warmherzig und interessiert. Das allgegenwaertige "Hellooo Mister, how are you" begleitet einen buchstaeblich auf Schritt und Tritt und mein eher schuechternes Kind ist oftmals voellig ueberfordert mit der dauernden Ankumpelei.

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